Phalaenopsis, meine Leidenschaft.....
             Phalaenopsis,             meine Leidenschaft..... 

Wenn die Neugier eines Bestäubungsversuches groß ist....

Minigewächshaus mit frisch entflaschten Sämlingen

Immer öfters bekomme ich Anfragen, wie das denn so ist mit dem Bestäuben. Die Neugier ist groß und man möchte so gerne mal "die Bunte" mit "der Weißen" kreuzen, weil man wissen möchte, was dabei heraus kommt.

Nun ist es nicht so wie bei den Balkonblumensamen: Ins Gartencenter fahren, Tütchen Blumensamen kaufen, in Erde einsääen und ein paar Monate später blühen sie dann.

Bei einer Phalaenopsisbestäubung braucht man eines: Geduld! Und davon sehr viel.

Größenvergleich einer älteren Hybride und eines einjährigen Sämlings

Für Aussaaten im professionellen Aussaatlabor wird eine Mindestabnahme gefordert, denn der ganze "Aufwand" lohnt einfach nicht für 3 Pflänzchen. Dies sollte jedem, der sich "just for fun" am eigenen kreuzen versuchen möchte, bewußt sein. Man hat also, je nachdem, welche Mindestabnahme es gibt, zwischen 50-70 kleine Sämlinge daheim. Will man das überhaupt? Hybriden ala Baumarkt gibt es wie Sand am Meer und versucht mal, soviele dann zu verschenken.

Auch muß man sich für die Kleinen eine "Erstausstattung" anschaffen in Form eines Minigewächshauses und wenn es nötig ist, auch einer Heizmatte, denn sie brauchen in den ersten Monaten (wenn sie entflascht sind) Wärme, eine hohe Luftfeuchtigkeit (nicht unter 80%) und Licht, um gut gedeihen zu können.

 

Gute Geduld einer Bestäubung ist auch deshalb gefragt, weil sich alles sehr lange hin zieht. 

Eine Kapsel reift, je nach Kreuzung, zwischen 4 Monaten und einem Jahr. Wenn man die Kapsel dann in ein Aussaatlabor schickt, vergeht eine Zeit von ca. 1,5 Jahren, bis man seine Sämlinge in sterilen Flaschen zurück bekommt.

Man muß sich bei dem Labor allerdings erkundigen, ob sie eine grün geerntete Kapsel möchten (Grünaussaat) oder aber, wenn sie reif ist. Das erkennt man daran, daß sie gelb wird.

 

Nun hat man so lange auf den Moment gewartet, die Kapsel ernten zu können und muß nach Einschicken ins Labor nochmal abwarten, ob in der Kapsel überhaupt keimfähiger Samen enthalten ist.

Ist keiner drin, war die Bestäubung und das Hoffen umsonst.

 

Etwas ganz Wichtiges möchte ich meinen Lesern/Leserinnen ans Herz legen:

 

Auf ebay werden sehr oft so genannte "Monkey-face" Orchideensamen angeboten, zu 10/20/100/1000 Samen im Beutel. Auch Phalaenopsis-Samen werden nicht verschont. Viele bunte Orchideenblütenbilder animieren zum Kauf, und man möchte es gerne selbst versuchen.

 

1. Egal von welcher Orchidee der Samen angeblich sein soll, man kann ihn NICHT zählen, geschweige einzeln mit bloßem Auge gut erkennen!

 

2. Man kann Orchideensamen nicht einfach so daheim aussäen wie normalen Blumensamen.

 

Ich finde es immer wieder amüsant und traurig zugleich, wie dreist den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen wird. Was sie da im Endeffekt aussäen und groß ziehen, sehen sie erst, wenn es eine bestimmte Größe hat bzw. dann blüht. Aber es handelt sich definitiv NICHT um Orchideen!

Wenn ich Phalaenopsen kreuzen möchte, muß ich mir im Klaren darüber sein, was auf mich zukommt.

Ich brauche Platz für die Minigewächshäuser, ausreichend gutes Licht, ein Hygrometer um immer auf dem Laufenden zu sein, wie hoch die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Häuschen ist.

Da die kleinen Sämlinge ja auch wachsen, brauchen sie von Zeit zu Zeit immer mehr Platz.

Auch ist es eine Kostenfrage, die meines Erachtens nicht vernachlässigt werden sollte. Es wird die Aussaatgebühr fällig und zum Schluß muß ich ja auch noch die Sämlinge bezahlen. Ein gutes Minigewächshaus kostet auch und das Spagnum-Moos bekomme ich auch nicht geschenkt.

Ich brauche viele viele kleine Töpfchen später und ach ja, feines Jungpflanzensubstrat zum späteren eintopfen muß auch sein.

Da ganz kleine, junge Sämlinge sehr empfindliche Wurzeln haben, muß man sehr darauf achten, welches Wasser man ihnen gibt. Empfehlenswert wäre dann eine Vorabanfrage des Härtegrades des Leitungswassers beim hiesigen Wasserwerk.

 

Falls der Hobbyzüchter/in seine eigene Kreuzung später anmelden und registrieren lassen möchte, muß er wissen, wie die beiden Kreuzungen heißen, die er/sie da gekreuzt hat. Denn ohne Namen der Kreuzungseltern kann eine neue Kreuzung nicht angemeldet werden!

Der Weg vom frisch entflaschten Sämling bis zur ersten Blüte ist ein langer. Je nach Kulturbedingungen zwischen 2 bis 3,5 Jahre. Auch spielt die Kreuzung eine sehr große Rolle, wann ein Sämling das erste Mal blüht. Bei der Phalaenopsis gigantea, einer Naturfrom, dauert es gut und gerne 7-8 Jahre. Kleine Sorten wie die Phalaenopsis equestris blühen oft schon nach 2 bis 2,5 Jahren das erste Mal.

Zum Ausflaschen bereite Sämlinge

Das Kreuzen von Phalaenopsen sollte also wirklich reichlich und gut überlegt sein, denn viele wissen gar nicht, wie lange sowas insgesamt dauert und das sie einiges an Platz und Equip dafür brauchen.

"Mal eben was kreuzen und in ein paar Monaten blüht es" ist bei Orchideen nicht und vom Moment der Bestäubung an bis zur ersten Blüte vergehen locker bis zu 5 Jahren. Dessen sollte man sich bewußt sein, möchte man selbst was bestäuben.

 

Selbst wenn man alles selbst machen möchte, ist es unabdingbar, sich vorher eingehnd schlau zu machen, was man für eine eigene Aussaat alles benötigt und ob man ein Eckchen in der Wohnung frei hat, um 100% steril arbeiten zu können, denn eine Aussaat MUSS zwingend steril gemacht werden, da eine Verpilzung des Saatgutes/Nährbodens das Aus bedeutet.

Das Köpfen einer Flasche......

Was ich zum Köpfen einer Sämlingsflasche brauche sind entweder mehrere Lagen Zewa oder ein Geschirrtuch, wobei ich das Zewa bevorzuge, da ich das Geschirrtuch wegen kleinster Splitter eh wegwerfen müßte.

Ein Hammer zum zerschlagen des Flaschenkopfes und eine schüssel mit lauwarmen Wasser, um die Sämlinge in diese rein rutschen zu lassen.

Man wickelt nun mehrere Lagen Zewa um die Flasche, aber schön stramm, daß sie beim festhalten während des "Schlagens" nicht raus rutschen kann.

Wichtig ist, daß man die Flasche beim köpfen immer weit weg vom Gesicht hält, damit keine evtl. umherfliegenden Splitter das Gesicht treffen!

Man sollte mit Bedacht den Hammer einsetzen und sich heran tasten. Nie mit voller Wucht einfach drauf los schlagen!

 

 

Mit Vorsicht anfangen und dann immer kräftiger zuschlagen.

Plötzlich fällt dann der obere Teil der Flasche ab. Bitte immer ein geeignetes Gefäß wählen, wo das Glas reinfallen kann.

Nun sind die Sämlinge "entflascht" und bereit für die weitere "Verarbeitung". Bitte nie einfach in die offene, zerbrochene Flasche hinein greifen um die Sämlinge heraus zuholen.

Ich habe extra eine Plastikschüssel mit lauwarmen Wasser, worin ich die Sämlinge hineingleiten lasse, was super klappt, je steiler ich die kaputte Öffnung nach unten halte. Manchmal muß man ein wenig rütteln.

 

 

 

 

Auch während man die Kleinen im Wasser säubert, bitte ich immer daran zu denken, daß sich ganz kleine Splitter noch zwischen den Pflänzchen befinden können.

 

Es ist sehr sehr wichtig, die Sämlinge wirklich gründlich vom Nährmedium zu befreien und sehr gewissenhaft dabei um zugehen. Bleibt Nährmedium am Pflänzchen und besonders an den feinen jungen Wurzeln haften, kann dies zu Schimmelbildung führen, was überhaupt nicht gut wäre!

 

Am besten nimmt man lauwarmes Wasser, damit sich die gelleeartige Konsistenz des Mediums besser/leichter von dem Sämling abtragen lässt.

 

Nach dem gründlichen entfernen des Mediums legt man die Sämlinge kurz auf ausgebreitetes Zewa und kann sie dann auch schon topfen.

Es heißt so oft, daß sie erst stundenlang auf dem Zewa abtrocknen sollen, was in meinen Augen allerdings ein weiterer Stressfaktor für die Kleinen ist.

 

Ich "verarbeite" sie direkt weiter, sprich sie werden bei mir direkt getopft, bzw kommen umgehend in das vorbereitete Minigewächshaus​*.

Nicht mehr Stress für sie als nötig!

*Eine ca. 1 cm dicke Lage frisches Sphagnum auslegen, fester andrücken und Sämlinge daurauf platzieren. Alles gut mit Wasser einsprühen und Deckel drauf.

Aufzuchtbox mit Phalaenopsis Sämlingen

Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, frisch entflaschte Sämlinge auch in durchsichtige oder milchige Plastikboxen auf zuziehen ohne Belüftung.

 

Dazu lege ich den Boden mit sehr feuchtem frischem/lebendem Sphagnum aus, ohne irgendeine Drainage drunter zu haben. Darauf setze ich dann vorsichtig die gewaschenen Sämlinge drauf.

offene Anzuchtbox

Da die Sämlinge Dauerfeuchtigkeit aus der Flasche gewohnt sind, macht ihnen die kommende Dauerfeuchtigkeit in dem geschlossenen Behälter nichts aus. Das Ganze wird noch mal gut angesprüht mit weichem Wasser und dann kommt der Deckel drauf.

Somit brauche ich mich 5-7 Wochen nicht mehr um die Sämlinge zu kümmern, denn wachsen tun sie von alleine. Ich habe im Laufe der Aufzuchtzeit gemerkt, je mehr man die Kleinen betüddelt, desto größerem Stress sind sie ausgesetzt und anfälliger für Krankheiten. Am besten läßt man sie ganz in Ruhe, schaut nur ab und zu nach, ob das Sphagnum noch feucht genug ist.

Hell und warm (um die 23 Grad) sollte es sein. Die Luftfeuchtigkeit in der Box ist perfekt und lebendes Sphagnum schimmelt nicht.

 

Sie Box sollte allerdings nicht auf dem Fensterbrett in praller Sonne stehn, denn somit werden die Sämlinge regelrecht gedampfgart.

Aber jeder muß seine eigene Erfahrung mit der Aufzucht machen.

Nur bitte nicht heute ins kleine Minigewächshaus, nächste Woche auf die Fensterbank und weil es da auch nicht klappt halt wieder ins Minigewächshaus. Dies ist nicht förderlich für das Gedeihen der Kleinen. Somit ergeben sich auch größere Verluste, die man eigentlich nicht möchte.

Ich würde nie jemandem, der so gerne mal bestäuben möchte, dazu abraten.......möchte hier aber auch deutlich machen und aufzählen, was alles damit zusammen hängt.

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