Wie für jede Pflanze, so sind auch die Wurzeln der Phalaenopsis wichtiger Bestandteil der ganzen Pflanze. Wie oft schon habe ich gelesen oder gehört, daß die "Luftwurzeln" einfach abgeschnitten wurden, nur weil sie störten. Oder man fragt mich, was man mit ihnen macht.
Ich finde, das ist so, als wenn man einem den Finger abtrennt. Alles, was an einer Phalaenopsis nicht krank, vertrocknet oder kaputt ist, sollte man auch bitte an ihr dranlassen.
Hat eine Phalaenopsis mit der Zeit zuviele oder zu lange Luftwurzeln gemacht, werden sie einfach beim nächsten Topfen mit eingepflanzt.
Mit ihren Wurzeln nimmt die Pflanze ihre Nahrung auf. Je mehr Wurzeln eine Phalaenopsis hat, desto üppiger und gesünder gedeiht sie.
Hat sie nur sehr wenige, kann sie auch nicht richtig wachsen oder tut dies nur sehr erschwerlich.
Gerade die Wurzeln einer Phalaenopsis geben sehr gut Aufschluß darüber, wann es wieder Zeit wird, sie zu gießen.
Es dauert keine 5 Sekunden nach dem besprühen mit lauwarmen Wasser und die Wurzeln verfärben sich in Windeseile grün.
An Luftwurzeln kann man dies am besten beobachten. Sie saugen förmlich Feuchtigkeit aus der Umgebung. Deshalb ist es auch nicht gut, wenn eine Orchidee zu trockener Umgebungsluft ausgesetzt ist.
Wie ein Schwamm saugen die Wurzeln das nährstoffhaltige Wasser auf.
Als ich das hier gesehen habe, habe ich nicht schlecht gestaunt. Das ich die Phal. seit Monaten schon umtopfen will, daran hat sie mich nun deutlich erinnert, in dem sich eine Wurzel mit brachialer Gewalt den Weg nach draußen frei gemacht hat. Es hat sich dort wahrscheinlich dermaßen gestaut, daß die Topfwand an der Stelle durch den imensen Druck geborsten ist und somit ein winziger Schlitz oder Haar-Riss entstand.
Phalaenopsiswurzeln zwängen sich wirklich durch schmalste Ritze und kleinste Löcher. Und wenn sie diese nicht geweitet bekommt, bleibt sie in diesem winzigen Loch so dünn und wächst dahinter normal groß weiter. Vergleichbar mit einem Gürtel, den man ganz eng umgeschnallt hat.
Diese Wurzeln sind enorm anpassungsfähig!
Bei ganz jungen Phalaenopsispflanzen ist es wurzeltechnisch so, daß sie erst einmal Wurzeln haben, die der Dauerfeuchtigkeit ausgesetzt sind. Sie sind auf der Oberfläche sehr glatt und flutschig.
Nach einer gewissen Zeit werden diese ersten Wurzeln, die der Sämling während des Wachstums in der Flasche benötigt hat, durch überaus kräftige, richtige neue Wurzeln regelrecht abgelöst.
Sie entstanden an "der frischen Luft" und sind die Wurzeln, die wir eigentlich kennen.
Auf dem Bild sieht man unheimlich gut den Unterschied zu beiden Wurzeln. Unten "hängen" die alten Wurzeln, welche noch aus der Flasche stammen und direkt drüber machen sich die richtigen Wurzeln breit.
Manchmal ragen einem die Luftwurzeln regelrecht entgegen und auch mir ist beim vorbei gehn schon die ein oder andere Wurzelspitze dabei abgebrochen. Klar, ärgert es mich sehr, denn die Wurzel stellt erstmal ihr Wachstum ein.
Seit längerer Zeit kultiviere ich eine Multihybride im Glas. Ich hatte sie frisch getaucht und die Wurzeln sind prall grün im Glas. Diese Orchidee hat sehr viele Wurzeln und ist sehr gesund. Sie braucht die ganzen Wurzeln, warum sollte ich sie also entfernen? Beim nächsten umquartieren in ein größeres Glas werden die überhängenden Wurzeln einfach mit eingetopft.
Ein hell-weißer Flaum überzieht die Wurzeln. Man könnte denken, es sei Schimmel. Wäre es welcher, würde er auch auf das umligende Substrat übergehen.
Was man hier sieht, sind die feinen wurzelhäärchen, die sich immer dann bilden, wenn es ca. 2-3 Tage vor dem nächsten Gießen ist. Viele Hybriden weisen dies auf und es ist ein tolles Indiz, um zu sehen, ob wieder gegossen werden sollte. Sie entziehen die restliche Feuchtigkeit aus dem Topf. Sobald die Feuchtigkeit weg ist, bildet sich auch der helle Häärchenflaum zurück und die Wurzeln sind silbrig glänzend.
Dies ist ein ständiger Rhytmus zwischen grüner, saftiger, gerade gewässerter Wurzeln bis hin zum "wieder gießen müssen".
Was passiert, wenn ich die Phalaenopsis schon wieder gieße, wenn sie an den Wurzeln noch diese vielen Wurzelhäärchen hat?
Das geht ein paarmal gut, aber dann verfault die Wurzel, weil sie einfach noch nicht bereit ist, um neues Wasser auf zunehmen.
Hier sieht man in einer größeren Auflösung wunderbar den feinen Haarflaum. Wenn man eine Phalaenopsis hat, die diese Wurzelhäärchen schön ausbildet, weiß man, daß es noch zwei bis drei Tage dauert, bis man wieder gießen sollte. Das ist auch ein grund, warum ich durchsichtige Pflanztöpfe liebe. Man kann herrlich die Wurzeln beobachten und auch schnell reagieren, wenn mal etwas nicht stimmt.
Neue Blütenstiele, auch Rispen genannt, entspringen aus den Blattachseln, zwischen zwei übereinanderliegenden Blättern. Sie wachsen keilförmig spitz aus dem Stamm heraus. Manchmal ist es nur eine Rispe oder halt, sehr zu meiner Freude, auch gleich zwei.
Sie zeigen von Anfang an immer nach oben (es sei denn, es handelt sich um die Naturform javanica, welche ihre Rispen zu gerne gleich Richtung substrat wachsen lassen).
Während sich hier eine Wurzel durch den Vorderteil des Stammes drückt. Eine Wurzel kommt immer rund heraus, was man hier wunderschön erkennen kann.
Klar passiert es auch, daß sich eine Wurzel dort heraus drückt, wo normalerweise eine Rispe entsteht. Aber man erkennt es sehr gut, was es nun wird, wenn man genau drauf schaut. Rund -> Wurzel, schmal -> Rispe
Was die Blütenstiele anbelangt, gibt es folgendes:
Bei den Multihybriden ist es so, daß die Blütenstiele meist nach einer Blühperiode vertrocknen und abgeschnitten werden können (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Naturformen und Primärhybriden, auch die Kreuzungen zweier Primärhybriden behalten sehr gerne ihre Blütenrispen, nachdem ihre Blühperiode vorbei ist und blühen an den selbigen das kommende Jahr wieder, sogar mehrere Jahre hintereinander. Zwischenzeitig kommen dann jedes Jahr noch 1 bis 2 Rispen dazu und das Ganze sieht dann so aus ( die Phal. ist so groß, daß sie gar nicht richtig auf meinen großen schwarzen Hintergrund drauf passt...:)):
2 Seitentriebe
Denn es kann, wie hier auf dem Foto wunderschön zu sehen, ein oder mehrere Seitentriebe aus den schlafenden Augen entstehen.
Deshalb schneide ich NIE einfach Rispen nach der Blüte ab, selbst wenn diese von oben her am vertrocknen sind.
Die auf dem Foto gezeigte Rispe hat auf halbem Wege mit dem vertrocknen der Rispe gestoppt und bastelt an gleich 2 Seitentrieben. Den vertrockneten Teil der Rispe schneide ich ab.
Sollte der Blütenstiel bis unten vertrocknen, wird es auch nichts mehr und er kann abgeschnitten werden.
Rispen, die nicht eingetrocknet sind, ruhen teilweise viele Monate, bevor sie wieder neu austreiben. Auf dem Foto sieht man den Übergang klasse, vom matt-grünen ins glänzend-grüne gehend.
Diese Rispe hat bald 10 Monate geruht (Primärhybride)und beginnt nun wieder mit einem Weiterwachstum.
Wenn eine Rispenspitze hellgrün glänzend ist, befindet sie sich im Wachstum. Ist die Rispenspitze matt-grün, ruht sie.
Abschneiden der vertrockneten Rispe
Manch einer ist sich unsicher und fragt sich, wo er die vertrocknete Rispe am besten abschneidet (abschneiden ist besser als abbrechen).
Man setzt dafür die scharfe Schere, oder wie hier im Bild eine Rosenschere schräg an (für einen schönen, sauberen glatten Schnitt)und lässt ca. 1-2 cm der alten Rispe von der Stammbasis an gerechnet stehen.
Sollte man geschnitten haben und bemerkt, daß doch noch etwas Pflanzensaft austritt, weil man nicht erkennen konnte, ob der Stiel nun vertrocknet war, ist dies kein Problem. Die Schnittstelle wird mit etwas Zimt bepudert und gut ist.
Gerade bei rosa/rot/dunkelblühenden Hybriden mit dunklem Blütenstiel ist es teilweise nicht einfach zu erkennen, ob die Rispe nun vertrocknet ist oder nicht.
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