Ich schaue mir die Orchidee im Ganzen an und erfreue mich nicht nur an ihren Blüten.
Sie ist kein Dekorationsartikel dessen Blütenfarbe perfekt zum Gardinenvorhang passt.
Sie leben mit mir unter einem Dach, also kümmere ich mich auch sehr um sie und es geht viel freie Zeit dafür drauf- Lebenszeit.
Aber wie etliche andere Hobbys auch, so sind Orchideen mein Hobby welches ich mit Leidenschaft und Hingabe lebe und liebe.
Ich sorge mich, wenn es einer Pflanze nicht gut geht und erfreue mich, wenn sie wieder wird.
Es ist eine Verantwortung wie vieles im Leben und der Pflanze ist es egal, ob man gut oder schlecht drauf ist.
Diese Pflanzen haben mich schon immer fasziniert, nur hat der entscheidende Impuls gefehlt, mir auch endlich mal eine an zuschaffen.
Meine Mutter trichterte mir immer ein, die seien zu schwer zu pflegen und gingen zu schnell ein. Dafür seien sie zu teuer.
Es stimmt, vor 30-40 Jahren waren Orchideen auch noch richtig teuer und kaum einer konnte sich diese edlen Blumen leisten zumal es nicht sicher war, ob man sie richtig gepflegt bekommt.
Oft saßen sie in einem Blumenerdegemisch, was für die Wurzeln überhaupt nicht gut war. Kein Wunder, daß es die Orchideen nicht lange in ihren Töpfen aushielten.
Wer kennt nicht noch diese kleinen Kugelgläser mit gerüschtem Rand oben, wo eine imposante Cymbidiumblüte drin saß?
Orchideen waren etwas ganz besonderes und recht teuer, wowegen sie oft nur zu ganz besonderen Anlässen geschenkt wurden.
Heute bekommt man die Phalaenopsis bei Aldi&Co förmlich nachgeworfen und wenn sie eingeht ist es nicht weiter schlimm, ein Blumenstrauß ist weitaus teurer und die Blüten halten nicht solange.
Phalaenopsis, welche man für 4,99 Euro mittlerweile bekommt, stammen aus Massenvermehrung, denn nur so kann man den Preis niedrig halten.
Mit Natur hat dies jedoch nichts mehr zu tun.
"So wie Du mir, so ich Dir"..........dieses Sprichwort passt perfekt zur Pflege einer Orchidee. Kultiviert man sie nicht richtig, geht sie unter Umständen ein. Aber sie zeigt es einem unmissverständlich, wenn ihr etwas nicht passt.
Die richtige Kultur einer Orchidee spiegelt sich in ihrem Gesamtbild wieder. Üppiges Grün, viele Blüten und ein klasse Wurzelwerk zeugen von guter Kultur.
Wobei es Kreuzungen gibt, die von "Natur aus" wenige Blüten machen und widerum Pflanzen, die richtig vollbehangene Blütentrauben haben.
Orchideen lieben ihren Stammplatz. Es gibt sogar welche, die erst einmal "ihren Dienst" für einen längeren Zeitraum einstellen (ich spreche da aus Erfahrung).
Wenn es nicht unbedingt sein muß, bleibt die Orchidee nach dem Kauf auf ihrem neuen Platz ewig stehen und wird nur zum wässern weg geholt.
Was ich öfters höre bzw. lese, daß man eine blühfaule Orchidee für eine bestimmte Zeit in einen kühlen, dunkleren Raum stellen soll um die Blüteninduktion anzuregen. Derjeinge weiß gar nicht, welchem Stress er seine Pflanze aussetzt.
Das ist für mich wie: Ich will jetzt einen dicken Schnupfen haben und stell mich dafür eine Stunde ins +2 Grad kalte Kühlhaus. Den Schnupfen bekomme ich garantiert.
Aber muß man die Orchidee wirklich zwingen um zu blühen? Kann man nicht einfach abwarten bis sie bereit dazu ist? Und ja, es gibt auch selbstverständlich blühfaule Orchideen. Wir Menschen sind auch nicht alle gleich..............
Orchideen können bei entsprechender Kultur richtig alt werden. Ich habe 2 über 35 Jahre alte Pflanzen. Was sind dann 2 Jahre für eine Orchidee, in der sie nicht blühen möchte?
Ich gebe den Orchideen die Zeit, die sie brauchen, ganz einfach.
Es ist sowas schönes, mit anzusehen, wie aus ganz kleinen Orchideen langsam stattliche Pflanzen werden.
Auch halte ich es kaum aus, wenn die erste Blüte naht und ich beinahe schlaflose Nächte habe, aus fast platzender Neugier, wie die Blüte wohl aussehen mag. Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger und wissbegieriger Mensch, auch mit bald 50 Jahren.
Ich gehe praktisch jeden Tag durch "meine Reihen" und schaue, ob ich was neues entdecke und wehe wenn................
Ich gehe mit meinen Orchideen tatsächlich auf Tuchfühlung denn ich will auch verstehen, warum was so ist und was ich ändern kann, damit es wieder besser wird......was widerum meine Erfahrung aufwertet von der andere Menschen profitieren können.
Es ist meine absolute Begeisterung zu diesen Pflanzen, die mich voran treibt.
Seit einigen Jahren züchte ich auch im kleinsten Bereich (keine Massenzucht) und es macht mir wahnsinnig Spass, die Kleinen zu entflaschen, betüddeln und groß zuziehen.
Fast jeder fängt bzw. fing mit "Baumarktorchideen" an, so wie ich auch. Es ist wie eine Art Vorgarten. Bleibt man dort, so reichen einem die eigentlich immerblühenden Orchideen. "Es blüht halt immer schön" und gut ist.
Dann gibt es noch solche, für die genau diese Orchideen der Einstieg zu den Primärhybriden und Naturformen ist. Sie wollen mehr wissen und gehen durch die Haustüre ins Innere und ihnen öffnet sich eine dermaßen große Vielfalt, daß sie davon fast erschlagen werden.
So erging es mir, als ich vor vielen vielen Jahren das erste Mal bei der Schwerter Orchideenzucht war.
Ich kam in das große Gewächshaus (eins von vieren) und bekam die Kinnlade nicht mehr zu. Soviele Orchideen, soviele Unterschiedliche! Soviel WOW und BOAH und OH's! Schier erschlagen von der Orchideenvielfalt war ich.
Ab da ging es los, daß ich nicht mehr nur "ich fahr mal zum Baumarkt Orchis gucken" sagte...........mich packte das Orchideenfieber so richtig. Seit dem Zeitpunkt widme ich mich sehr stark den Naturformen und Primärhybriden und kreuze ab und zu diese untereinander.
Sehr oft lese ich Fragen wie "Was hat meine Orchidee?"...........und wenn man sich das Schadbild genau ansieht, hat "es" die Orchidee nicht erst seit gestern. Sie hat schon lange vorher "Hilferufe" abgesendet, aber wurde nicht erhört, nicht gesehen.
Ich kann es nur immer wieder betonen, sich nicht nur die Blüten an zuschauen, sondern die Pflanze das ganze Jahr über zu beobachten, ob es ihr gut geht, ob man negative Veränderungen fest stellt. Wenn man seine Pflanze nicht kennt, nicht weiß, wie sie beim Erwerb aussah, sieht die Veränderungen kaum oder wird sie nicht richtig wahrnehmen.
Pflege heißt Beobachtung und bei Veränderung sofort handeln, bevor es zu spät ist.
Das sind grundlegende Dinge in der Orchideenpflege!
Auch habe ich großflächige Spinnmilbenschäden zu sehen bekommen, die einfach nicht wahrgenommen wurden durch Unachtsamkeit und Unwissen. Erst als alle Blätter silbrig bräunlich überzogen waren, wurde reagiert und wohl auch erst gesehen...............
Noch ein Beispiel sind schlaff herab hängende Blätter. Die Orchidee läßt nicht "plötzlich" alle Blätter erschlaffen. Aber ich sehe immer wieder Bilder, wo die Pflanze schon seit vielen Wochen leidet, aber der Pfleger sieht es nicht........................
Wer seine Orchidee immer wieder zu prachtvoller Blüte bringen möchte, muß auch etwas dafür tun.........
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