Heute bekam ich eine Tüte mit etwas sehr schwerem drin und den Worten: "Conny, da ist eine Orchidee für Dich, die sollst du bitte wieder aufpäppeln."
Die kleine Lady hat seit ca. 10 Jahren nicht mehr geblüht laut Auskunft. In dieser Zeitspanne hat sie weitaus zu wenig Blätter gemacht, was ich daran sehe, daß die uralte verdörrte Rispe noch dran ist.
Mich erwartete ein sehr schwerer Übertopf mit einer völlig überwässerten, aus ihrem Topf hinaus gewachsene, nach Hilfe schreiende Phalaenopsis.
Man sah ihr an, daß sie kämpfte, dem nach Moder und Fäule stinkenden Substrat, welches schon derbe zersetzt war, zu entkommen.
Sofort sprang mein "Ich helfe- Syndrom" an und nahm mich ihrer an.
Da stand die offene Tüte mit dem Häufchen "rette mich" vor mir und es kam ein modrig-fauliger Geruch entgegen.
Ohne überhaupt weiter zu schauen, wußte ich schon, da hat es jemand viel zu gut mit gießen gemeint und die Pflanze kämpfte ums überleben. Das Wissen um eine stehende Wasserpfütze im Übertopf war gewiss, obwohl ich den Pflanztopf noch gar nicht hoch gehoben hatte.
Alleine schon der Geruch verriet es mir.
Nachdem ich den schweren Pflanztopf aus dem Keramikübertopf gewuchtet hatte (das Wasser lief nur so aus dem Pflanztopf), offenbarte sich mir meine sofortige Vermutung:
Die Orchidee stand permanent im Wasser und im Boden des Übertopfes befand sich schon eine dickere Kalkschicht............aber nicht nur dort...............
In dieser Nahaufnahme sieht man sehr gut, was ein Überwässern mit Orchideenwurzeln anrichtet. Ich schreibe extra nicht "anrichten kann", denn die Wurzeln faulen ohne wenn und aber einfach weg, wenn man ständig gießt und nicht weiß, wie Phalaenopsiswurzeln "ticken".
Sie verflüssigen sich einfach und was da raus kommt, riecht alles andere als angenehm.
Um diese Pflanze "zu retten", habe ich kurzen Prozess gemacht und ihr einen ordentlichen Stammschnitt verpasst. Dafür habe ich in den Stammübergang von "verholzt" in "grün" rein geschnitten, aber so, daß der Pflanze noch genügend gute Wurzeln bleiben. Dann entfernte ich die verholzten alten Rispen.
Muß man ins Grün schneiden, so empfielt es sich, die Schnittstelle mit Kohlepulver (zb. Rest Grillkohle vom letzten Grillen)zu betupfen.
Auch wird der Topf jetzt 1-2 Tage nicht gewässert, somit kann die "Schnittwunde" schön eintrocknen.
Nachdem ich die Phalaenopsis von ihren ganzen Altlasten befreit habe, topfe ich sie in einen größeren Topf, der aber nur bis zur Hälfte mit frischem, neuen Substrat gefüllt ist, damit sie den Topfrand als Stütze für sich nehmen kann und nicht hin und her baumelt.
Auch an dem letzten Blattwuchs erkennt man sehr gut, daß sie kraftlos ist und es nicht mehr schaffte, das ihr letztes Blatt eine schöne Größe bekam.
Jetzt bleibt sie erstmal eine zeitlang bei mir, damit sie wieder richtig zu Kräften kommt, neue Wurzeln bildet und an ihren alten weiter wächst.
Ich denke, sie wird sich sehr gut erholen und wenn ich sie dann wieder abgebe, leiste ich Aufklärungsarbeit, wie eine Phalaenopsis es am liebsten hat und nicht um ihr Überleben kämpfen muß.
Wenn es soweit ist, daß sie wieder hübsch da steht und ich sie wieder an ihren Besitzer zurück gebe, werde ich zum Abschluss nochmal ein Bild von ihr machen und es hier einstellen.
Update:
Fast genau einen Monat später freue ich mich, daß mein "Adoptivkind" anfängt, a) neu zu wurzeln und b) die inaktiven Wurzeln wieder aktiv ihre Arbeit aufnehmen. Was es braucht, ist Zeit und Geduld.
Mittlerweile hat sich die Rispe prächtig entwickelt und die ersten Knospen wachsen.
Sobald sie dann die erste Blüte offen hat und die anderen Knospen größer sind, darf sie wieder in ihr altes Zuhause, aber mit einer Pflegeanleitung, damit ich sie nicht ein Jahr später wieder aufpäppeln muß.
Aber man sieht, es lohnt sich um eine Orchidee zu kämpfen.
Diese Lady ist ca. 15 Jahre im Besitz des Büros und die Damen hängen sehr dran.
Also auf zu weiteren 15 Jahren, lach.
Im Gartenfachmarkt sah ich eine kleinblütige Hybride mit wunderschönen Blüten. Ich nahm sie hoch und sah mir den Pflanztopf an. Ojeh, was ein Desaster, oben hui und unten kaputt.
Da ich aber weiß, wie ich solche Wurzel kaputten Phalaenopsen wieder ans wurzeln bekomme, nahm ich sie mit.
Ich setzte sie samt kaputter Wurzeln in frische Pinienrinde und sprühte jeden Morgen mit 2-3 kurzen Sprühstößen etwas Wasser aufs Substrat.
Diese Prozedur dauert viele Wochen, aber es lohnt sich wirklich, denn dadurch, daß ich nur auf das Substrat etwas Wasser gebe, animiere ich die Pflanze dazu, neues Wurzelwerk zu bilden, denn sie will ja unbedingt ans Wasser kommen................der Erfolg kann sich wirklich sehen lassen wie die folgenden 2 Bilder schön verdeutlichen:
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